Wissensteil:
Langfristig wirkende Bestimmungen
Die gemeinsame Verwaltung scheitert an der Einstimmigkeit und am Ost-West-Konflikt. Folge: Keine gemeinsame Deutschlandpolitik. Die wirtschaftliche Einheit wird nicht realisiert und ist deshalb kein Bindeglied für Deutschland. Demokratie: Konträre Vorstellungen führen zur westlich-demokratischen Bundesrepublik Deutschland (BRD) bzw. zur volksdemokratischen Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Die (provisorischen) territorialen Bestimmungen sieht die UdSSR im Gegensatz zu den Westmächten bald als definitiv an. Damit bleibt die Oder-Neiße-Grenze ein Kernproblem der deutschen und europäischen Politik bis 1990.
Die Beurteilung des Abkommens
Potsdam hatte eine Doppelfunktion (Ende der gemeinsamen, Beginn der divergierenden Deutschlandpolitik der Sieger) und war deshalb die wichtigste Konferenz der Anti-Hitler-Koalition. Schnelle Einigung wurde bezüglich der Grundsätze der Behandlung Deutschlands erzielt: Demilitarisierung, Denazifizierung, Demokratisierung, Demontage, Dezentralisierung. Streitpunkte waren die Reparationen und die territoriale Frage. Stalin wollte Reparationen aus allen Zonen (vor allem aus dem Ruhrgebiet), was die Westmächte ablehnten. Mit der Teilung in ein westliches und östliches Reparationsgebiet wurde im Prinzip die Teilung Deutschlands beschlossen. Die Aufschiebung der territorialen Frage sowie terminologische und inhaltliche Ungenauigkeiten bzw. Kompromisse ermöglichten später eine konträre Interpretation des Abkommens. Juristisch band es lediglich die sie unterzeichnenden Regierungen. Für die Bundesrepublik und die Westmächte schuf es keine normative staatliche Grundlage; DDR und Ostblock dagegen bewerteten das Abkommen als rechtsverbindlich und als einzig rechtliche Basis für die Entstehung eines „wahrhaft“ demokratischen deutschen Staates.
